Über Camptocamp
Camptocamp ist ein Schweizer IT-Dienstleister, der sich auf die Entwicklung und Integration von Open-Source-Software spezialisiert hat. Er wurde von der Stadt Zürich beauftragt, eine mobile webbasierte Lösung zur Kartierung von Vogelbrutplätzen zu entwickeln. Wir sprachen mit Wolfgang, dem Projektleiter, und Julian, einem technischen GIS-Berater, darüber, wie sie Mergin Maps für die Planung des Projekts und die Zusammenarbeit mit Freiwilligen zur Kartierung der Brutplätze genutzt haben.
Kartierung von Vogelbrutplätzen an Gebäuden
In der Schweiz gibt es Gesetze zum Schutz der Nistplätze verschiedener Vogelarten, darunter Mauersegler, Schwalben und Mehlschwalben. Deshalb setzt die Stadt Zürich bei Baugesuchen, die Nistplätze beeinträchtigen, Schutzmaßnahmen durch. Zu diesem Zweck führt die Stadt seit den 1980er Jahren ein Register, in dem möglichst viele Nistplätze in der Stadt verzeichnet sind und das regelmäßig aktualisiert wird. Diese Erhebungen werden in der Regel von einer Mischung aus Experten und Freiwilligen durchgeführt. In der Vergangenheit gingen die Erheber hinaus und zeichneten die Standorte der Vogelnester in der Stadt auf Papierkarten auf, die später digitalisiert werden mussten. Um die Vorteile der neuesten Technologie zu nutzen und möglichst umfassende Erhebungsdaten zu erhalten, hat die Stadt versucht, den Erhebern die Möglichkeit zu geben, die Daten direkt auf ihren mobilen Geräten zu erfassen. Die Denkmalpflege von GrünStadt Zürich untersuchte mit Unterstützung des Leiters Geo-IT der Informatikabteilung die Anwendungsfälle und erarbeitete die wichtigsten Anforderungen des Projekts. Die Stadt holte daraufhin bei verschiedenen professionellen Dienstleistern Angebote für potenzielle Lösungen ein, die die Projektanforderungen erfüllen würden, wie z.B.:
- Die Lösung musste die Strategie "Bring your own Device" unterstützen, damit die Freiwilligen die Kartierung mit eigenen Smartphones durchführen konnten.
- Die Lösung musste technisch nicht versierten Benutzer, welche keine GIS-Experten sind, eine einfache, konsistente, fehlerfreie Kartierung ermöglichen.
- Die Lösung sollte die Erfassung von Daten erleichtern, die in ein komplexes relationales Datenmodell mit zentraler Datenspeicherung passen.
- Das Projekt musste innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums für die Kartierung einsatzbereit sein.
Die Einrichtung des Projekts Mergin Maps mit QGIS ist ein großer Vorteil
Eine der größten Herausforderungen bei diesem Projekt war die Implementierung des fachlichen Datenmodells mit der Stadt und die Einarbeitung in das Produkt Mergin Maps mit seinen Komponenten und Funktionen. Glücklicherweise stellte Julian fest, dass für Mergin Maps eine ausführliche Dokumentation existiert, die es ihm leicht machte, sich mit dem Produkt vertraut zu machen. Da er bereits mit QGIS vertraut war, konnte er das Projekt in einer vertrauten Umgebung einrichten und es funktionierte in der Mergin Maps Plattform so, wie er es erwartet hatte.
Die Benutzeroberfläche der mobilen App von Mergin Maps vereinfachte den Datenerfassungsprozess und war für die meisten Kartierenden nach einer kurzen Schulung leicht zu bedienen. Die Schulung war notwendig, da es sich bei den Kartierenden um Freiwillige handelte, von denen die meisten Vogelfreunde waren und nur begrenzte technische Kenntnisse hatten. Die meisten Kartierenden konnten sich mit der App innerhalb kurzer Zeit vertraut machen. Die nahtlose Integration mit QGIS ermöglichte es, analoge Daten von Kartierenden, die immer noch die Papier- und Bleistiftmethode bevorzugten, nachträglich in der zentralen Datenhaltung effizient und fehlerfrei zu ergänzen.
Mit den Möglichkeiten von QGIS und Mergin Maps war Julian in der Lage, eine komplexe Datenstruktur zu entwerfen, die für den Benutzer im Feld einfach zu handhaben war. Es mussten Punkte gesammelt werden, die Nistplätze von Vögeln an Gebäuden darstellen, zusammen mit einem Foto, Details über die Vogelart und anderen Daten. Die Benutzer konnten räumliche Verknüpfungen nutzen, um die Gebäudeadresse automatisch zu erfassen. Die Erstellung eines neuen Punktes wurde durch automatisches Ausfüllen von Informationen wie Erfassungszeitpunkt, der Benutzer-ID und andere generierte Informationen vereinfacht. Julian nutzte auch die Unterstützung von HTML-Widgets durch Mergin Maps, um eine Registerkarte zu erstellen, welche Informationen darüber enthielt, welche Daten der Vermesser für jedes Feld eingeben musste, sowie integrierte logische Einschränkungen und Regeln, um eine fehlerfreie Datenerfassung sicherzustellen. Ebenso war es möglich Benutzern definierte Perimeter in der Stadt für die Kartierung zuzuweisen und so die Kartierung effizient zu organisieren. Es stand auch Möglichkeit, das Projekt für die Offline-Nutzung einzurichten zur Verfügung, damit die Benutzer auch ohne Mobilfunkverbindung Daten erfassen konnten.
Zukunft des Projekts
Die Kartierung wurde von Mai bis Ende September erfolgreich für die Hälfte der Stadt abgeschlossen. Rund 70 freiwillige Kartierenden haben an dem Projekt mitgewirkt. Die Analyse der Daten kann jetzt beginnen. In Anbetracht des Erfolgs des Projekts wird Mergin Maps wahrscheinlich auch im nächsten Jahr für die Kartierung verwendet werden, und man hofft, Mergin Maps in Zukunft auch bei anderen Projekten einsetzen zu können.